Marokko 

Reisetagebuch: Gartenreise -

Marrakesch vom 26.02. - 02.03.2015

 

26.02.2015: Afrika ruft

Langsam geht unsere Maschine in den Sinkflug, auf der linken Seite blicken wir auf den tiefverschneiten Hohen Atlas, unter uns liegen Flächen in verschiedenen Nuancen von Braun, von hellem Beige bis zu dunklem Umbra, und dazwischen sehr viel frisches Grün. Der Frühling hat hier längst Einzug gehalten. Am Flughafen von Marrakesch werden wir schon von unseren beiden Begleitern für die nächsten Tage erwartet: Abdul, der uns mit seinem Bus sicher durch den Verkehr von Marrakesch und Umgebung chauffieren wird und Hassan - unserem Reiseführer – studierter Germanist und profunder Kenner von Land und Leuten, Geschichte und Kultur seiner Heimat. Nach einer kurzen Fahrt zu unserem Hotel geniessen wir noch die letzten wärmenden Strahlen der  Abendsonne, bevor wir unsere Mitreisenden bei einem ersten gemeinsamen Abendessen näher kennenlernen.

Hotel

27.02.2015: Die rote Perle Marokkos

Oh Schreck – wo sind die Nachbarhäuser geblieben? Dicker Nebel umgibt unser Hotel an diesem Morgen – und die Temperaturen lassen auch noch sehr zu wünschen übrig. Also ist heute erst einmal ‚Zwiebellook‘ angesagt. Zunächst steuert Hassan mit uns das Wahrzeichen der Stadt an. Die Koutoubia, die Moschee der Buchhändler, wacht bereits seit fast 900 Jahren über die Stadt und die sie umgebenden Grünflächen dienen ebenso lange der Meditation und Erbauung der Gläubigen – und der Entspannung aller.

Koutoubia

Der Bahia Palast beeindruckt uns nicht nur durch seine Grösse. Die vielen verschiedenen Innenhöfe und Patios, teils bepflanzt, teil mit Mosaiken verziert, die Gemächer mit kostbaren Schnitzereien und Stuckarbeiten – ‚glanzvoll‘ oder ‚strahlend‘ sind wirklich passende Attribute des gewaltigen Palastareals.

Bahia Palast

Die Markthalle mit ihrem vielfältigen Angebot, den Farben und Gerüchen bildet dazu ein wahres Kontrastprogramm.

Markt

Bei den Saadiergräbern blühen bereits die ersten prachtvollen Rosen und auch die Sonne strahlt inzwischen von einem azurblauen Himmel.

Rose

Nach so viel Kultur haben wir uns eine kleine Verschnaufpause verdient. Im Riad ‚les Jardins de la Medina‘ geniessen wir zu Gitarrenklängen kleine Leckereien und marokkanischen Pfefferminztee in einer zauberhaften Gartenoase inmitten der Altstadt.

les Jardins de la Medina

Weiter geht es durch die verwinkelten, malerischen Gassen der Medina bis uns doch der Hunger packt und wir auf Hassan’s Empfehlung ein sonniges Plätzchen auf der Dachterrasse eines Restaurants einnehmen.  Danke, lieber Hassan, für den Tipp, die landestypischen Spiesse waren ganz  ausgezeichnet.

Handwerk hat hier wirklich noch goldenen Boden. Überall in den Souks wird gearbeitet, gehämmert und gedrechselt. Und es wird natürlich gefeilscht und gehandelt – das gehört hier unbedingt dazu.

Handwerk

Die Störche auf dem alten Stadttor beäugen uns neugierig von ihrem Aussichtspunkt, als wir unseren letzten Besuchspunkt für heute ansteuern: die Kräuterapotheke. Für und gegen alles ist ein Kraut gewachsen, gibt es hier eine Essenz, Creme oder Salbe. Wir lernen viel über die Heilmittel von Mutter Natur und so manches Gepäck wird auf dem Heimflug wohl etwas schwerer wiegen.

Storch

28.02.2015: in den Hohen Atlas

Heute Morgen lichtet sich der Nebel schnell und auf unserer Fahrt in das malerische Ourikatal bewundern wir die abwechslungsreiche Landschaft bei strahlendem Sonnenschein. Unser erster Besuchspunkt ist ein Biogarten am Fuss des Hohen Atlas. Hier werden Kräuter und Gewürze gezüchtet überwiegend für Arzneien und die Kosmetikindustrie.

Biogarten

Entlang eines Flussbettes geht es immer weiter hinein in die Gebirgsausläufer. Hier ist das Stammland der Berber und wir statten einer Berberfamilie einen Besuch ab. Die Herrin des Hauses zelebriert für uns mit viel Charme und Liebe die Kunst der Zubereitung des marokkanischen Pfefferminztees. Dazu gibt es ofenfrische Brotfladen mit Butter, Olivenöl und Honig – einfach köstlich. Danke, liebe Lalla Malika, für die schöne Zeit.

Brotzeit

Unsere  Fahrt geht immer weiter das Tal hinauf mit herrlichen Ausblicken auf die tiefverschneiten Gipfel,  die Frühlingslandschaft zu unseren Füssen und die zahlreichen kleinen und grossen Freiluftrestaurants entlang des Ufers, die bei dem herrlichen Sonnenschein auf zahlreiche Wochenendgäste hoffen. Bald haben wir unseren Umkehrpunkt erreicht, es geht wieder talabwärts, denn wir werden zum Mittagessen auf einer Safranfarm erwartet.

Bergpanorama

Welche Oase der Ruhe und Genüsse erwartet uns im ‚Paradis du Safran‘. Die Schweizerin Christine hat hier mit viel Elan und Herzblut in wenigen Jahren ein wirkliches Paradies geschaffen und lässt Freunde,  Besucher und Lernwillige daran teilhaben. Wir geniessen nicht nur ein hervorragendes Essen und eine sehr informative Führung über das vielseitige Gelände sondern erfahren auch alles über den kostbaren Krokus, seine Zucht, Ernte und vor allem seine Verwendung. Nur sehr schwer trennen wir uns von diesem magischen Ort.

Paradis

Eigentlich stand noch eine Kutschfahrt durch die Agdalgärten in Marrakesch auf unserem Programm. aber wir haben uns so verplaudert, dass die Dämmerung einsetzt und die Gärten bereits geschlossen sind, als wir die Stadtgrenze passieren. Aber kein Problem, Hassan hat schon alles neu arrangiert. Und so warten unsere Kutschen mitten in der Medina auf uns und bringen uns im Feierabendverkehr auf einer interessanten Route vorbei an den Sehenswürdigkeiten sicher zurück zu unserem Hotel.

Koutoubia 2

01.03.2015: Das berühmte Blau

Majestätisch erhebt sich der Hohe Atlas an diesem Morgen hinter unserem ersten Besuchspunkt des heutigen Tages, den fast 900 Jahre alten Menara Gärten mit dem bekannten ockerfarbenen Pavillon am  Wasserbecken – eines der bekanntesten Postkartenmotive von Marrakesch. Hier sind bereits viele marokkanische Familien und Wochenendausflügler unterwegs mit den obligatorischen Utensilien für ein ausgiebiges Picknick. Die Anlage dient seit Jahrhunderten nicht nur als Stadtpark sondern beherbergt auch ausgedehnte Olivenhaine und weitere Anpflanzungen.

Menara Gärten

Weltberühmt ist der Garten, den der Maler Jacques Majorelle Anfang der 1920er Jahre schuf und hier das später nach ihm benannte Majorelle-Blau, ein intensives Kobaltblau, bei der Gestaltung einsetzte. In den 1980er Jahren erwarben der Modeschöpfer Yves Saint Laurent und sein Lebensgefährte Pierre Bergé den Besitz und restaurierten ihn. Über 300 verschiedene Kakteenarten, Bougainvillea, Palmen und vieles mehr sind mittlerweile in diesem botanischen Garten beheimatet. Eine Stiftung kümmert sich nun um den dauerhaften Erhalt der inzwischen wieder an Marrakesch übereigneten Anlage. Wir geniessen die so einmaligen Eindrücke dieses ganz speziellen Ortes.

Majorelle 1Majorelle 3Majorelle 2

Hassan und Abdul machen mit uns noch einen kleinen Abstecher nach Palmeraie. In diesem Palmenhain ausserhalb der Stadt entstand das Nobelviertel der Stadt und einige der bekanntesten Luxusherbergen der Welt sind nun hier beheimatet. Der Nachmittag gehört dann uns für letzte Einkäufe, Besichtigungen auf eigene Faust oder einfach nur ‚Sonne geniessen‘.

Langsam wird es dunkel und am weltberühmten Djemaa el Fna, dem ‚Platz der Gehenkten‘, setzt das allabendliche Spektakel ein. Gaukler und Schlangenbeschwörer, Geschichtenerzähler und Akrobaten, Verkäufer und Musiker ziehen die Besucher in ihren Bann und eine Vielzahl der unterschiedlichsten Essensstände offerieren ihre frischen Speisen. Das Ganze wird von hellen Scheinwerfern erleuchtet und einer entsprechenden Geräuschkulisse begleitet. Nach einem Rundgang durch die Menschenmenge geniessen wir wieder einmal einen Pfefferminztee, diesmal auf der Dachterrasse eines Cafés und beobachten das geschäftige Treiben von oben. Ein kurzer Spaziergang noch, dann haben wir unser Restaurant für das Abendessen erreicht. Das ‚Dar es Salam‘ ist ein historischer Riad aus dem 17. Jahrhundert und diente auch schon Alfred Hitchcock als Filmkulisse. Hier geniessen wir unseren letzten gemeinsamen Abend in eindrucksvollem Ambiente bei marokkanischer Küche, Musik und Tanz.

Djemma el Fna

 

02.03.2015: Europa hat uns wieder

Eine kurze Nacht war’s und nach einem sehr frühen Frühstück verabschieden uns Abdul und Hassan mit lieben Worten am Flughafen. Wir sollen wiederkommen, das nächste Mal unbedingt auch die anderen Königsstädte besuchen und mindestens eine Nacht in der Wüste verbringen und…. Eine Reise allein wird dafür wohl nicht ausreichen. Lieber Hassan, vielen Dank nochmals für deine Fürsorge und dass wir mit dir deine so interessante und vielseitige Heimat und ihre (Garten-)Kultur einst und jetzt kennenlernen konnten. Für viele von uns wird es wohl nicht die letzte Reise nach Marokko gewesen sein. Nach nur wenigen Flugstunden landen wir wieder in München, mit vielen Mitbringseln und neuen Ideen für unsere heimischen Balkons und Gärten.

 Tajine