Reisetagebuch: Gartenreise -

Geheime Gärten in Venedig vom 19. - 22.09.2016  

 

19.09.2016

‚Wir sind immer noch hier und der Flug ist um einige Stunden verschoben…‘ Das geht ja gut los – Transavia sei Dank! Fünf Gäste warten also noch in München auf ihren Abflug, vier kommen sowieso erst heute Abend direkt zum Restaurant nach. Somit Plan B: unsere beiden Reiseleiterinnen Martina und Cinzia nehmen die Anwesenden mit auf eine erste Stadtbesichtigung und ich bleibe als Empfangskomitee im Hotel. Rasch vergeht die Zeit, die Maschine kommt doch noch – endlich - an und so besteigen die ‚Münchener‘ und ich am frühen Abend ein Vaporetto Richtung Rialto Brücke, um die Stadtrundgänger am vereinbarten Ort zu treffen. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu unserem Restaurant für diesen Abend, wo wir in geselliger Runde unser Menu geniessen. Einigen gefällt es im Antica Besseta so gut, dass sie gleich einen Tisch für den freien Folgeabend reservieren. Nach einer kurzen Vaporettofahrt sind wir wieder zurück in unserem Hotel an der Piazzale Roma für unsere erste Übernachtung.Canale Grande mit Rialtobrücke

20.09.2016

‚Nicht vergessen, Vaporettoticket immer vor den Automaten zur Registrierung halten – sonst wird’s teuer‘ und schon geht es nach dem Frühstück mit Martina und Cinzia über den Kanal hinüber zur Insel Giudecca, die heute auf unserem Programm steht. Noch ist es früh, wir geniessen den Blick auf die grossen und kleinen Schiffe und bummeln entlang der Uferpromenade zu unserem ersten Besichtigungspunkt: die ‚Manifattura Fortuny‘. Hier ist aber nicht der repräsentative Ausstellungs- und Verkaufsraum unser Ziel, sondern der hinter dem Gebäude verborgene Privatgarten. Bei einer privaten Führung lernen wir diesen von Contessa Gozzi  erschaffenen Hort der Ruhe und Schönheit zwischen den alten Fabrikgebäuden kennen – ein schöner Einstieg in Venedigs verborgene Gartenschätze.

Garten der Stoffdruckerei Fortuny

Die Giudecca wurde früher in erster Linie von Fischern und Arbeitern bevölkert und bis heute legen die Bewohner liebevoll ihre Kleingärten vor und hinter den Häusern an. Hier gedeihen Gemüse und Blumen einträchtig nebeneinander und auch das eine oder andere Gartenaccessoire darf da zur Verschönerung nicht fehlen. Selbst auf Booten und Landungsstegen werden Blumen und Kräuter für die eigene Küche angepflanzt. So schlendern wir mit dem einen oder anderen Blick über den Gartenzaun weiter über die Insel zu unserem nächsten grünen Reich, das normalerweise nur den Gästen des Hauses vorbehalten ist.

Privatgarten La Giudecca

 

Hausgarten La Giudecca

Das ‚Bauer Palladio‘ entstand im ehemaligen Gebäude eines Konvents für unverheiratete Mädchen und Frauen, die keine Mitgift zu erwarten hatten. Hier lernten die Zöglinge Nähen und das Knüpfen von besonders feinen Spitzen und kamen so für ihren eigenen Lebensunterhalt auf. Zudem bewirtschafteten sie auch die umliegenden Gärten zur Eigenversorgung. Heute strahlen die  Gartenzimmer des Luxushotels Ruhe und Entspannung aus und der alte Baumbestand und die gepflegte Bepflanzung laden förmlich dazu ein, auf einer der zahlreichen Liegen Platz zu nehmen und sich verwöhnen zu lassen. Mit Sicht auf die grüne Pracht geniessen wir stilecht einen Aperitif auf der sonnigen Hotelterrasse.

 Garten Hotel Bauer Palladio

Nach der Mittagspause an der Uferpromenade mit Blick auf Venedig geht es weiter zur von Andrea Palladio erbauten Kirche ‚il Redentore‘ und dem dazugehörigen Kloster. Ein Mönch der Bruderschaft macht uns mit dem Klosterleben vertraut und führt uns durch den grossen Garten, von dessen Ende man weit über die Lagune von Venedig schauen kann. Bis heute dient das Gartenareal nicht nur der Versorgung der Brüder mit allerlei Obst und Gemüse, sondern auch als Rückzugsraum für Meditation und Gebet.

Kiwis im Kloster von Il Redentore

Inzwischen hat es begonnen leicht zu regnen und über dem Campanile türmen sich dramatische Gewitterwolken auf. Aber bereits kurze Zeit später ist es schon wieder trocken, die Wolkengebirge haben sich aufgelöst und so steht unserem Heimweg per Vaporetto und eigenen Unternehmungen in der interessanten Lagunenstadt an diesem schönen Abend nichts mehr im Weg.

Blick auf Venedig

21.09.2016

Heute hat die temperamentvolle Luigina das Regiment über unsere Gruppe übernommen. Für eine unserer Mitreisenden ist die Route treppauf und treppab etwas zu anstrengend und so startet sie mit Cinzia per Vaporetto zu den Treffpunkten für die Gartenbesuche. Wir machen uns auf den Weg durch den Giradino Papadopoli und die malerischen Gässchen des Sestriere San Polo zum ‚Palazzetto Bru Zane‘. 1695 von Marino Zane erbaut, wurde das Gebäude 2006 von der Millionärin Nicole Bru gekauft und so vor dem Untergang gerettet. Seit rund 10 Jahren werden nun Gebäude und Garten aufwändig restauriert und das Anwesen hat eine neue Bestimmung gefunden: Frau Bru gründete hier ein Zentrum für französische Musik der Romantik und eine von ihr ins Leben gerufene Stiftung sorgt für den weiteren Erhalt. Welche Schätze wurden in diesem kleinen Palast und seinem Garten vor dem Verfall bewahrt, wie viel wurde schon erreicht und mit welchen baulichen Problemen haben die Verantwortlichen noch zu kämpfen? Bei unserer Privatführung erhalten wir genaue Einblicke in dieses Projekt.

Garten Palazetto Bru Zane

 

Treppenhaus im Palazetto Bru Zane

‚Wir haben noch etwas Zeit – ich würde Euch gerne kurz diese Kirche zeigen. Habt ihr Lust?‘ Natürlich haben wir und folgen Luigina in die Basilika Santa Maria Gloriosa dei Frari. Hier sind nicht nur Canova und Tizian begraben, sondern die Kirche beherbergt auch beeindruckende Meisterwerke von Bellini, Donatello und Tizian. Ein sehr lohnenswerter Stopp.

in der Kirche Santa Maria Gloriosa dei Frari

Wo ist denn hier ein Garten versteckt, noch dazu mit der höchsten Palme Venedigs? Wieder öffnet sich nach einer langen Mauer eine recht unscheinbare Haustüre für uns, die riesigen Wurzeln des ältesten Blauregens der Stadt gestalten den Zutritt fast zum Hindernisparcour, aber dann kann der Blick ungehindert über den für hiesige Verhältnisse recht grossen Garten schweifen. Bäume begrenzen drei Seiten des Rechtecks , gepflegte Kieswege führen durch die akkurat eingefassten Beete. Eine Anlage mit einer ganz eigenen Atmosphäre.

Palazzo Nani Bernardo

Nachdem wir alles erkundet haben, werden wir in die Beletage des Hauses gebeten. Hier erwarten uns liebevoll ausgestattete Räume mit vielfältigen Kunstschätzen und Raritäten, die uns den Lebensstil des alten Venedig näher bringen, kulinarische Schmankerl zur Stärkung und ein grandioser Blick vom Balkon auf den geschäftigen Canale Grande. Ob jemand auf einem der Boote weiss, welche Gartenpracht sich hinter dieser Hausfassade verbirgt?

im Palazzo Nani Bernardo

Weiter geht es durch schmale Gässchen und entlang malerischer Kanäle. Kleine, teil historische Geschäfte und Galerien wollen erobert werden und so vergrössert so manches Tütchen nach der Mittagspause unser Handgepäck.

Masken

Wieder sind wir ganz nah am Canale Grande. Im Palazzo Malipiero Bernabò ging einst Casanova ein uns aus – er besuchte zunächst die Priesterschule im Nachbarhaus und war später bei Senator Malipiero als Sekretär angestellt. Bis vor einigen Wochen führte Contessa Anna Bernabò ihre Besucher noch persönlich durch ihr Gartenreich und erzählte so manche Anekdote aus dessen Vergangenheit. Ob dieses Kleinod nun nach ihrem Tod auch weiterhin besucht werden kann und in dieser Form erhalten bleibt? Noch schützen die eindrucksvollen Skulpturen das Areal, noch blühen die Rosen, die den Namen der verstorbenen Besitzerin tragen. Wir dürfen ihn noch sehen, diesen einzigen Garten, der direkt auf den Canale Grande ausgerichtet und auch vom Wasser aus sichtbar ist – wenn man weiss, wohin man schauen muss.

im Garten des Palazzo Malipiero Bernabò

Die Wiener Künstlerin Lieselotte Höhs fand vor vielen Jahren in Venedig ihre neue Heimat und empfängt uns in ihrem Privatgarten. Wieder eine unscheinbare Haustüre, hinter der man kein grünes Refugium vermutet. Mediterrane Pflanzen wuchern hier üppig, Statuen und Skulpturen lenken die Blicke am Ende der kleinen Sichtachsen auf sich. Auf der Terrasse erzählt uns die Künstlerin von ihrem reichen und vielseitigen Schaffen, wir bewundern ihre sehr unterschiedlichen Werke, sie berichtet über die Inspirationen, die sie auf vielen Reisen auch für ihren Garten gewonnen hat – ein interessanter und bereichernder Abschluss dieses Nachmittags.

Privatgarten Frau Höhs

Nun noch ein Eis von Venedigs berühmtester Gelateria ‚Nico‘ schlecken und eine kurze Verschnaufpause im Hotel – dann geht es weiter zum frühen Abendessen im ‚Al Giglio‘ und anschliessend zu einer recht intimen Aufführung des ‚Barbier von Sevilla‘ im Palazzo Barbarigo Minotto – ein würdiger Abschluss für den letzten Abend unserer Reise.

Musica a Palazzo

 

Venedig bei Nacht

22.09.2017

Nach dem Frühstück machen wir uns im Lauf des Tages wieder zurück auf den Weg nach Hause – mit vielen bunten Bildern und Eindrücken von Venedig im Gepäck - und so mancher neuen Gartenidee.

Venedig