Nach einer abwechslungsreichen Fahrt durch die malerische Landschaft der Voralpenregion erreichen wir am späten Vormittag unseren ersten Haltepunkt: die Klosterkirche Birnau. Wir statten der berühmten Wallfahrtskirche mit ihrem überbordenden Barock und reichen Verzierungen einen kurzen Besuch ab und geniessen bei schönem Sommerwetter den weiten Ausblick über diesen Teil des Bodensees. Im Garten des nahegelegenen Gasthofs stärken wir uns erst einmal für unsere Besichtigungen, die an diesem Nachmittag auf dem Programm stehen.
Zunächst besuchen wir Salem mit seinem Schloss und der barocken Gartenanlage. Über die Jahrhunderte war Salem ein bedeutendes Reichsstift und erlebte im Mittelalter seine Glanzzeit. Nach der Zerstörung im 30jährigen Krieg folgte im 18. Jahrhundert eine zweite kurze Blütezeit, bevor die Anlage zu Beginn des 19. Jahrhunderts säkularisiert wurde und in Besitz der Markgrafen von Baden überging. Salem wurde fürstlicher Wohnsitz und ist seit 1920 zudem wohl eines der bekanntesten Schulinternate der Welt. Die beeindruckende Kirche hat es uns besonders angetan und wir überziehen unsere Besuchszeit.
Wir erreichen unsere nächste Station Überlingen mit Verspätung, aber unsere dortige Führerin ist auch noch nicht am Treffpunkt – auf dem Weg zu uns ist ihr jemand ins Auto gefahren, aber glücklicherweise ist es nur ein Blechschaden. So bleibt uns etwas Zeit und wir beobachten das lebhafte Treiben rund um den ‚Lenk-Brunnen‘, dessen Schöpfer - der Bildhauer Peter Lenk - sich für seinen dort abgebildeten Bodenseereiter eindeutig den – schlechtgelaunten - Schriftsteller Martin Walser als Vorbild nahm. Überlingen ist bekannt für seinen Gartenpfad, der ganz unterschiedliche Grünflächen der Stadt miteinander verbindet. Zudem steht die Stadt in regem Austausch mit der Mainau und wird 2020 die Landesgartenschau ausrichten. So erkunden wir mit unserer kompetenten Reiseführerin die eindrucksvolle Baumsammlung in der Nähe der Seepromenade, schlendern durch die prachtvoll bepflanzten Parkanlagen des Kur- und Stadtgartens und bewundern die reiche, gut 5000 Exemplare umfassende Kakteensammlung, die jedes Jahr im Herbst ins geschützte Winterquartier gebracht werden muss und im Frühling wieder zurück an ihren sonnenbeschienenen Platz im Park.
Mit vielen neuen Eindrücken fahren wir in unser Hotel in Friedrichshafen, das uns bereits zum Abendessen erwartet und für die nächsten Tage unser Domizil ist.
Heute Morgen fahren wir auf die südliche Seite des Sees nach Radolfzell. Hier erwarten uns das Ehepaar Blum und ihr vielfältiger Privatgarten. In geselliger Runde erfahren wir alles über das Konzept der Anlage und wie es den Hausbesitzern gelungen ist, das Gefühl von grenzenloser Weite auf das doch begrenzte Grundstück zu übertragen. Vielen Dank nochmals für die anregenden Gespräche und die Gastfreundschaft an diesem interessanten Vormittag.
Nach kurzer Fahr erreichen wir die ‚Mainau‘, Inbegriff der Gartenkultur in dieser Region und weit darüber hinaus bekannt. Wir nutzen die Zeit für eigene Entdeckungen und Spaziergänge auf der Insel. Dann werden wir aber ‚hinter den Kulissen‘ erwartet – aus kompetentem Mund erfahren wir nicht nur Zahlen und Fakten des Grossbetriebs Insel Mainau sondern erhalten auch so manchen nützlichen Tipp zur Pflanzenaufzucht. Die Zeit vergeht wieder einmal wie im Flug und wir müssen uns aufmachen zum Fähranleger, denn unser Bus erwartet uns auf der anderen Seeseite in Meersburg, um uns pünktlich wieder nach Friedrichshafen zu bringen.
Nach kurzer Pause im Hotel und mit Sitzkissen, Jacke und Decke versehen, begeben wir uns zum Schiffsanleger in Friedrichshafen. Von hier geht es weiter mit dem Festspielschiff, das uns direkt zur Seebühne der Bregenzer Festspiele bringt. Auf der Fahrt geniessen wir nicht nur die wunderbare Aussicht und das prachtvolle Bergpanorama sondern auch unser 3-Gänge Menu. Petrus meint es besonders gut mit uns und verwöhnt uns mit moderaten Temperaturen und der leichte Lufthauch schiebt die letzten Wolken auf die entgegengesetzte Seite des schwäbischen Meers. So trüben weder Wind noch Regentropfen die eindrucksvolle Freiluftaufführung und wir geniessen die beeindruckende Inszenierung von ‚Turandot‘ in vollen Zügen. Ein leckeres Mitternachtssüppchen stärkt uns noch auf dem Heimweg. Wir erreichen nach Mitternacht unser Hotel und fallen müde nach diesem ereignisreichen Tag ins Bett.
Wie gut, dass wir wegen des heutigen Seefests am Südufer den Tagesablauf kurzentschlossen umgestellt und Konstanz aus dem Programm genommen haben. So können wir doch ein paar Minuten länger schlafen und fahren nach dem Frühstück durch die liebliche Landschaft nach Steisslingen, wo uns nicht nur eine sehr interessante Betriebsführung durch eine Baumschule und den angeschlossenen Gartenbaubetrieb erwartet, sondern auch jede Menge Insidertipps zum Thema ‚Hortensien‘.
Von hier geht es weiter entlang der geraden Pappelallee über den Damm auf die Insel ‚Reichenau‘ mit ihrer reichen Gartenkultur in diesem besonders milden Mikroklima. Mehr als die Hälfte der Inselfläche wird heute zum Gemüse- und Weinanbau genutzt und erklärt, warum hier bereits seit dem 9. Jahrhundert intensiv Gartenbau betrieben wird.
Nach der gemütlichen Mittagsrast im Garten des Strandhotels Löchnerhaus, wo wir nicht nur bei strahlendem Sonnenschein die Aussicht auf die Höri geniessen konnten sondern auch die ausgezeichnete Küche, geht es weiter zum Garten von Frau Böhler. Nach einem Hochwasser im Jahr 1999 überlegte das Ehepaar Böhler, was mit der ehemals nur landwirtschaftlich genutzten Fläche passieren sollte. So entstand im Lauf der Jahre ein mediterran anmutender Garten mit vielen Rosen, Hortensien, einer Wildblumenwiese und vielen kleinen und grossen, teil sehr persönlichen Stilelementen. Vielen Dank für die herzliche Aufnahme an diesem Nachmittag und die schönen Stunden, liebe Frau Böhler - und bei den guten Lavendelkeksen haben wir ganz schön zugelangt.
Bei der anschliessenden Museumsführung und kleinen Rundfahrt über die Insel erfahren wir von einer Gästeführerin viel zum Leben und Wirken des Abts Walahfrid Strabo, der im 9. Jahrhundert ein Buch über die Gartenbaukunst schrieb und so vor über 1200 Jahren den Gartenbau auf der Insel besonders förderte.
Nach Rückkehr in unser Hotel erwartet uns hier ein letztes Mal ein gutes Abendessen, das wir noch mit Prosecco krönen und nicht nur auf die schönen Tage sondern auch auf ein Geburtstagskind in unseren Reihen anstossen.
Heute fahren wir nur einige Kilometer weiter am See entlang – Meersburg erwartet uns mit seinen verwinkelten Gässchen, Fachwerkbauten und dem barocken Neuen Schloss aus dem 18. Jahrhundert, das hoch über der Unterstadt thront. Von hier hat man einen fantastischen Blick über den See. Natürlich dürfen bei unserer Schlossbesichtigung unter kompetenter Leitung die in Terrassen angelegten Gärten nicht fehlen. Die anschliessende freie Zeit nutzen wir individuell für weitere Spaziergänge durch die pittoresken Gassen mit ihrem Kopfsteinpflaster, geniessen einen Mittagsimbiss mit Ausblick auf den See und schlendern entlang der Uferpromenade zurück zu unserem Bus.
Es geht Richtung Heimat, aber zunächst legen wir bei Lindau noch einen Stopp ein. Hier entstand vor wenigen Jahren entlang der Bahnlinie der ‚Lindauer Fuchsiengarten‘, der über eine gewaltige Vielfalt dieser beliebten Gartenstaude, Kübel- und Balkonpflanze verfügt. Eine Besonderheit verbindet hier alle Exemplare – sie sind winterhart und werden in der kalten Jahreszeit nicht ausgepflanzt. Wir erhalten nicht nur interessante Informationen über Fuchsien sondern auch über so manche Rarität, die hier auf dem Grundstück wächst. Nach einer letzten Kaffeepause in einem nahen Hotel und einer kurzweiligen Fahrt durch die sonnenbeschienene Landschaft kehren wir am frühen Abend zurück nach München mit vielen neuen Eindrücken und Ideen für unsere eigenen kleinen grünen Paradiese.