Geschafft – trotz grösserer Bahnverspätungen sind endlich alle Gäste gut im Hotel angekommen. Gleich geht es weiter - unser Reiseführer wartet schon und so geht es zu Fuss durch die brandenburgische Hauptstadt. An diesem Nachmittag erfahren wir viel über die Architektur, Geschichte und das Leben einst und jetzt in dieser interessanten Stadt. Im Anschluss haben wir bei einem gemütlichen Abendessen Zeit, unsere Mitreisenden näher kennenzulernen.
Von unserem zentralen Hotel am Havelhafen geht es an diesem Morgen per Strassenbahn zum Park von Sanssouci. Unser Spaziergang führt uns zunächst vom Luisenplatz durch den bunten Marlygarten, bevor wir eine Führung durch die Räume des weltberühmten Schlosses erhalten. Wie gut, dass wir so früh hier sind! Wir können die Gemächer des alten Fritz noch in Ruhe und ‚ohne Sorgen‘ geniessen – nach uns strömen die Massen. Den Rest des Vormittags erlaufen wir einen grossen Teil der ausgedehnten Anlage. Nach so vielen Eindrücken haben wir uns eine Verschnaufpause im Krongut Bornstedt verdient. Getreu dem Wahlspruch des alten Fritz, dass ‚jeder auf seine Weise glücklich werden soll‘, nutzen alle den freien Nachmittag auf ihre Weise. Einige entdecken das neue Palais, andere den Neuen Garten oder das gutrestaurierte Holländische Viertel und die vielfältige Gastronomie der Innenstadt.
Der heutige Tag ist einer weiteren berühmten Persönlichkeit der Stadt Potsdam gewidmet: ihrem Ehrenbürger Karl Foerster, Gartenphilosoph und Staudenpapst. Hier schuf er ab 1910 sein Gartenreich mit dem berühmten Senkgarten neben seinem Wohnhaus, hier arbeitete, züchtete und forschte er in seiner Staudengärtnerei gleich nebenan und verfasste seine vielgelesenen Bücher über Gartenbau und –gestaltung, Gärten und Pflanzen.
Zunächst öffnet sein Nachfolger als Züchtungsleiter, Dr. Konrad Näser, seine private Gartenpforte für uns – und entschuldigt sich gleich zu Beginn seiner sehr humorvollen Gartenführung, dass der Rasen augenblicklich in einem sehr schlechten Zustand sei, da vor einigen Tagen auf dem Grün eine Lesung mit über 100 Besuchern stattfand. Mein Rasen sieht im Bestzustand nicht annähernd so gut aus wie der ‚desolate‘ hier und diese Feststellung traf nicht nur ich! Wir lauschen, staunen, diskutieren und lernen. Herzlichen Dank, liebes Ehepaar Näser, für diese fröhlichen und erkenntnisreichen Stunden.
‚Gleich um die Ecke‘ werden wir dann von der Chefgärtnerin zu einer Führung durch den berühmten Senkgarten von Karl Foerster erwartet, mit manch kleiner Anekdote über Foerster’s Tochter Marianne und die Veränderungen, die sie nach ihrer Rückkehr nach Potsdam am väterlichen Garten vornahm.
Nach so vielen Informationen haben wir uns eine Mittagspause auf der von Karl Foerster gestalteten Freundschaftsinsel verdient. Hier treffen wir den ehemaligen Inselgärtner Jörg Näthe, der die allgemeine Einführung kurzfristig unters Terrassendach verlegen muss – Petrus schickt uns etwas ‚flüssigen Sonnenschein‘. Der kurze Schauer hindert uns aber nicht an der weiteren Besichtigung des Parks und seiner Anpflanzungen zwischen ‚alter‘ und ‚neuer Fahrt‘. Bald ist der Himmel wieder klar und wir geniessen den freien Abend in der Stadt oder bei einer der zahlreichen Dampferfahrten auf der Havel und den damit verbundenen Seen.
Der heutige Vormittag gehört zwei recht unterschiedlichen Privatgärten. Der erste ist ein interessanter Waldgarten mit zahlreichen Kiefern, die sich um das Siedlerhäuschen aus den 1930er Jahren drängen. Der Enkel des ersten Bewohners und heutige Besitzer berichtet uns von seinem steten Kampf mit den Kiefernnadeln und oftmals vergeblichen Versuchen, hier bestimmte Blumen und Pflanzen anzusiedeln. Dafür erhellen nun viele kleine und grössere Kunstwerke das vielfältige Grün und schaffen eine ganz eigene harmonische Atmosphäre.
Kontraste sind erwünscht. Nicht weit entfernt besuchen wir einen wahren Garten des Lichts. Hier war ein schmales, dafür extrem langes Grundstück mit Ausblick und Anschluss an das umgebende Landschaftsschutzgebiet die Herausforderung, die die Besitzer blendend gemeistert haben. Senkgarten, Weidenallee, Wildblumenwiese, Teich – und immer wieder kleine Ruheoasen und Ausblicke in die liebliche Landschaft. Die mitreisenden Herren interessieren sich besonders für die vielfältigen kleinen und grösseren Probleme beim Erwerb und der Bebauung des Grundstücks, aber auch der Austausch über die zahlreichen Gartenerfahrungen kommt nicht zu kurz. Unsere Gastgeberin ist Gartenbuchautorin und so wird jedes der erworbenen Exemplare persönlich signiert – eine einmalige Erinnerung an diesen ereignisreichen Vormittag oder ein besonderes Mitbringsel von unserer Reise.
Die Mittagspause geniessen wir mit Blick auf die Pfaueninsel, auf der wir anschliessend noch einen Spaziergang um das Schlösschen und durch den Park unternehmen. Mit dem Bus geht es zurück zu unserem Hotel, wo wir noch eine kleine Ruhepause einlegen.
Bekanntlich werfen grosse Ereignisse ihre Schatten voraus. Am späten Nachmittag öffnet der abgesperrte Park von Sanssouci seine Pforten für die Besucher der Schlössernacht. Tausende stürzen sich mit uns in das Vergnügen, doch in dem gewaltigen Park ist sehr viel Platz. Wie gut, dass wir die Dimensionen und verschiedenen Örtlichkeiten bereits kennengelernt und das vielfältige Programm vorher nachgeschlagen haben. So flanieren wir von einer Attraktion zur nächsten, denn die Potsdamer Schlössernacht bietet für jeden etwas: Musik von Klassik bis Tango, Schauspiel und Kleinkunst, Akrobatik, Lesungen und vieles mehr. Kurz vor den spektakulären Feuerwerken über dem Neuen Palais und der Orangerie öffnet der Himmel zwar wieder seine Schleusen, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.
Unseren Reiseführer hat die Sommergrippe erwischt, aber er hat uns einen ausgezeichneten Ersatz geschickt. Seine Kollegin zeigt uns zunächst so manche Villa links und rechts unseres Wegs, die eine prominente Rolle in der Nachkriegszeit spielte und auch manche kuriose Anekdote erlebte. Nun überqueren wir die geschichtsträchtige Glienicker Brücke. Hier verlief bis 1989 die innerdeutsche Grenze, hier wurden Agenten in James Bond Manier wirklich bei Nacht und Nebel ausgetauscht. Nur wenige Meter entfernt liegt das sehenswerte Schloss Glienicke. Nach einer ausführlichen Führung durch die Räumlichkeiten und den interessanten Schlosspark stärken wir uns ein letztes Mal gemeinsam bei einem guten Berliner Menü in Moorlake am Ufer der Havel. Dann heisst es Abschied nehmen und wir fahren zurück in unsere eigenen kleinen Garten- oder Balkonienreiche.